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Esperanza

oder das Land der Einsamkeit

© Annelie Durth

In einem großen, fernen Land, weit hinter dem

Horizont, lebte einst ein König. Er regierte das

Reich der Einsamkeit. Damals, als Ahava, seine

Tochter, geboren wurde, starb seine innigst

geliebte Frau im Kindbett.

Der König konnte diesen Verlust nicht verkraften

und verfiel in tiefe Einsamkeit. Mit dieser Krankheit

hatte sich auch Ahava infiziert und mit der Zeit

legte sich die Einsamkeit wie ein undurchdringlicher

Schatten über das gesamte Land.

Für die Menschen des Reiches wurde dieser

Zustand unerträglich. Einige von ihnen flüchteten

in panischer Angst, sie könnten daran sterben.

Andere liefen ziellos durch die Straßen und ihre

Tränen hinterließen große, salzige Pfützen. Viele

wollten am Morgen ihr Bett erst gar nicht mehr

verlassen und einfach nur noch schlafen.

All diese Tatsachen waren so frustrierend, dass

der König eines Tages bekanntgab: „Derjenige,

welcher uns die Sonne in das Land zurückbringt,

wird von mir reich belohnt! Er soll meine Tochter

zur Frau haben und erhält obendrein mein

Königreich, mitsamt der Schatzkammer!“

 

Die Kunde sprach sich schnell herum. Viele junge

Männer sahen sich schon als angehender König.

Der erste, ein Römer, ließ sich beim König melden

und seine Diener schleppten so viele

Sonnenblumen ins Schloss, dass alle Zimmer in 

goldenem Glanz erstrahlen sollten. Leider hatte er

beim Pflücken der sonnengelben Pracht nicht

bedacht, dass die Blumen durch den weiten

Transport schnell die Köpfe baumeln ließen.

Der König betrachtete die welken Sonnenblumen,

schüttelte traurig den Kopf und sagte: „Das ist es nicht!“

ieder wurde geläutet: Ein stolzer Ritter trat ein

und schüttete drei Säcke pures Gold zu des

Königs Füßen. Es leuchtete wie die Sonne, doch

der König schüttelte den Kopf und meinte wieder:

„Das ist es nicht!“

Der nächste, der eintrat, war ein Goldschmied.

Die schönsten Schmuckstücke, die diese Welt

jemals gesehen hat, legte er der Prinzessin zu

Füßen.

Nachdenklich drehte Ahava ein Teilchen nach

dem anderen in ihren Händen. Sie fand die

Schmuckstücke wunderschön, aber die Einsamkeit

wich nicht aus ihren Augen. Der König schüttelte

abermals den Kopf und sagte: „Das ist es nicht!“

Ein Glaser des Nachbarlandes hatte eine geradezu

geniale Idee. Aus unendlich vielen, genau.......

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